Coole Landfrauen

Wer heute glaubt, die Landfrau sei
was Ähnliches, wie ein „Landei“ –
mit Mist vor Haus und Stall
ja, der hat einen Knall.

Die „Landfrau“ wohnt heut‘ in der Stadt,
wo sie ne tücht’ge „Putze“ hat.
Die Kuh ist ihr ein rotes Tuch,
das Schwein kennt sie nur noch vom Buch,
das Ei von Huhn und Wachteln
kommt eh aus Sechser-Schachteln.

Die Gänse läßt man ungeschor’n,
denn  d i e  gibt es ja tiefgefror’n
im nächstgeleg’nen Supermarkt,
ganz ohne Schlachttag und Infarkt . . .
man macht sich nicht den Rücken krumm,
denn Fleisch und Wurst liegt massig rum,
wie Eisbein, Ente, Rind und Reh
und Schaf – et cetera pp.

Null Bock auf Rinderzucht und Schweine –
das bißchen Mist macht man alleine.
Die Landfrau ist kein riesen Rind
und kriegt fast jedes Jahr ein Kind . . .
kurzum, die Zeiten sind vorbei,
wo Rüben, Mais und Stroh und Heu
-  wie sie es früher lernte –
ansteh’n zur großen Ernte.

Die Landfrau – das ist keine Schande –
f ä h r t  heutzutage durch die Lande,
mit rotlackierten Nägeln –
sie tanzt und joggt, geht kegeln . . .
statt Silofutter für das Schwein –
macht sie zum Sektempfang sich fein –
auch sammelt sie nicht Ei um Ei,
sie fliegt mal schnell in die Türkei,
verachtet Schweineschwarte . . .
sie grüßt per Ansichtskarte
im Kreis der „Landfrau’n-Maffia“
ganz cool aus Süd-Schlaraffia.

© Renate Vera Wagner