19. April 2017  Wandern auf dem ARS NATURA

Ausgangspunkt der Wanderung war die Dorfkirche von Hauneck-Unterhaun. Marianne Schade die Vorsitzende der Haunecker Landfrauen begrüßte ca. 70 Landfrauen die sich auf den Weg gemacht hatten Unterhaun zu erkunden. Sie hatte den Gemeindearchivar Gerhard Kraft engagiert der die Frauengruppe führte. Die Unterhauner Barock-Kirche wurde 1736-1738 erbaut und zuletzt von 2001 bis 2003 grundlegend saniert. Von der Kirche aus führte die Wanderroute X3b des ARS NATURA in südwestlicher Richtung durch den Ort bis zum Waldrand.

Oh. Plötzlich hing da eine Kiste in den Bäumen, das erste Kunstwerk auf dem Wanderweg.

Henrik Hinrichs, Hildesheim 
»Die Hexe sagt:

“Ne pas ouvrir“« 

Eine mit eisernen Bändern beschlagene Truhe aus Eichholz ist mit Drahtseilen zwischen mehreren Bäumen in einer Höhe, die dem Wanderer nicht zu fern, aber doch unerreichbar ist, aufgehängt. Im Schloss der Truhe, dem Wanderweg zugewandt, steckt gut sichtbar ein goldfarbener Schlüssel.

Hinter der Baumgruppe ist eine idyllische Waldlichtung sichtbar und verweist in der Auswahl des Standortes zu einer Verbindung in die märchenhafte Welt der Erfüllung.

Da das Motto dieser Teilstrecke „Sprachschätze“ lautet, könnte man diesbezüglich allerlei Inhalt zu der Thematik vermuten – vielleicht sind aber auch andere Schätze darin verborgen, deren Geheimnis gewahrt bleiben soll. Die Hexe sagt “Bitte nicht öffnen“ und gerade dadurch wird die Truhe Objekt zur Erzeugung eines Verlangens Der Schlüssel zum Inhalt der Truhe befindet sich außer Reichweite und der Wunsch den Inhalt zu kennen verbleibt in der Gedankenwelt. Ein Geheimnis befruchtet sich selbst.

 

Weiter ging es den Weg hinauf. Frau Schade hatte von der Gemeinde ein Fahrzeug zu Beförderung "fußkranker" organisiert. Wer wollte konnte ein Teilstück mitfahren. Aber zum nächsten Kunstwerk war es nicht weit.

 

Frau Monika Beisheim vom Landfrauenverein Hauneck laß uns ein Gedicht von ihr geschrieben vor.

 

Der Baum

 

Der Baum in der Natur,

spendet aus Sauerstoff nicht nur,

für Vögel und Insekten

bietet er Platz zur Landung,

er ist für uns alle:

"Wie ein Fels in der Brandung!"

mancher Baum so groß, so stolz,

ist halt aus bedond´rem Holz.

wohin man sieht, woher man geht,

der "Baum" in jeder Wohnung steht.

Das Holz vom Baum ist überall,

zu überseh´n auf keinen Fall.

wenn man in Ruhe mal verharrt,

hört man wie´s Holz lebt,

es knistert, knirscht und knarrt.

Gehen die Gedanken

mal durch Zeit und Raum, 

kaum etwas ist so vielseitig

wie ein Baum.

 

Regine Hawellek, Kassel 
»Aufwärts – bergan, bergauf, empor, herauf, himmelan, himmelwärts«

 

„Epitaph für einen Baum

Von dem Moment an, in dem der Same aufgeht, richtet sich der Keimling nach der Sonne aus. Eine Pflanze wächst empor. Oft sprechen wir Menschen davon, dass die Bäume in den Himmel wachsen – bis das Alter oder ein Mensch sie fällt. Bäume sind wahre Überlebenskünstler, die selbst in abenteuerlicher Schieflage und an steilen Hängen gedeihen – bis ihre Stunde gekommen ist.

So beschreibt der Begriff „aufwärts“ in Verbindung mit seinen Synonymen nicht nur die Orte, an denen Bäume wachsen, sondern auch den Prozess des Vergehens und der Auflösung, dem jedes Lebewesen geweiht ist.

Indem die Skulptur den Ursprung des verwandten Materials Holz abbildet und dabei sogar vervielfältigt, setzt sie dem Baum ein Denkmal. Sie erinnert daran, dass jene gefällte Eiche zuvor unzählige Früchte zu Boden fallen ließ -. aus denen neue Keime entstehen konnten“ 

 

Stetig ging es bergan auf dem leicht rutschigen Boden bis zum nächsten Kunstwerk.

 Janosch Nowak, Igor Vrána, Stefan Vrána, Kassel 
»Der Wagon«

 

„Eine ausgebremste Kommunikationsskulptur

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde mit der Einführung der Dampfeisenbahn die gesellschaftliche Beschleunigung sprichwörtlich ins Rollen gebracht. Gezwungenermaßen mussten die regional definierten und leicht voneinander abweichenden Uhrzeiten vereinheitlicht werden, die Geburtsstunde des Zeitdrucks.

Zudem wurde auch die Kommunikation beschleunigt, der Mensch konnte nun günstig, schnell und auf präzise Zeiten abgestimmt lange Distanzen hinter sich bringen. 

Die Beförderungsräumlichkeiten an sich haben ein neues Kommunikationsumfeld geschaffen: auf kleinstem Raum werden mehrere Stunden des lebens mit Fremden verbracht, Informationsaustausch mit Höchstgeschwindigkeit.

(Sind wir mittlerweile zu schnell geworden?)

Der Wagon thematisiert die Vergänglichkeit der unter der Beschleunigung leidenden zwischenmenschlichen Kommunikation, einem fragilen und schützenswertem Gut.

Zwischen zwei aufgebauten Holzwänden findet sich der Betrachter sitzend in einer ihm bekannten Situation wieder, doch etwas fehlt. Wo sonst die Landschaft vorbeifliegt und eine monotone Geräuschkulisse die Beschleunigung unterstreicht, ziehen nun gemächlich die Wolken vorbei, die Natur sorgt für die Hintergrundmusik….“ 

 

Nach einer kurzen Rast ging es weiten bergan.

Bei dem nächsten Kunstwerk gab es Brezeln und Getränke zur Stärkung für die nächste Etappe.  

 

Sandrino Sandinista Sander, Spangenberg 
»Rasender Stillstand«

 

Die Sprache der Evolution

Mit etwa 30 Kilometern pro Sekunde rast die Erde mit uns um die Sonne, mit einer Geschwindigkeit von 1670 Kilometern pro Stunde dreht sie sich am Äquator um sich selbst, während wir hier keine Hast und keinen Geschwindigkeitsrausch verspüren. Stattdessen: Ein Ort der stillen und entspannten Gedanken. Die vier im Quadrat angeordneten roten Sandsteine stammen aus unserer Landschaft und sind ca. 240 Millionen Jahre alt. Die hölzernen Würfel darunter sind aus Douglasie geformt. Douglasie wächst etwa 30 cm pro Jahr und kann je nach Art ein Höchstalter von 400 (var. glauca) bis über 1400 (var. menziesii) Jahren erreichen. Mit 15 bis 40 Jahren ist die Douglasie erst blühfähig. Gemessen an den Äonen der Gesteine vergeht ein Baum rasend schnell; im Vergleich mit der natürlichen Lebensdauer einer Douglasie rast das Leben des Menschen nur so dahin. Und dennoch scheinen wir an diesem Ort alle – Steine, Pflanzen, Menschen, Gegenstände – innezuhalten und auszuruhen. Für einen Moment des Aufenthalts inmitten dieser Anlage können Sie Ihre Gedanken schweifen und fließen lassen. 

Die Sprache von Zen

Indem die Flut der Gedanken zur Ruhe kommt, wird das Erleben von Stille möglich.

 

Nach der Stärkung ging es Richtung Johannesberg. Dort stand das nächste Kunstwerk und man hatte einen herrlichen Blick auf Unterhaun.

Ulrike Rös, Kassel 
»Sprachschatten«

 

 

Die Studentin im Fachbereich ASL (Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung) der Universität Kassel erhielt für ihr Projekt den zweiten Preis des gestalterischen Wettbewerbs „Idee und Form“ 2013, der von der Universität und ARS NATURA bereits mehrmals ausgerichtet wurde. Die beiden Stahlplatten geben ihre Informationen über Konrad Zuse und Konrad Duden erst optimal unter Sonnenlicht und bei bestimmtem Sonnenstand preis. Die sich auf dem Weg spiegelnden Texte thematisieren Konrad Zuse und Konrad Duden als berühmteste Bürger Bad Hersfelds, die sich beide in ihrem Lebenswerk mit Kommunikation und Sprache beschäftigten. 

Von 1876 bis 1905 war Duden Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld. Hier veröffentlichte er 1880 sein wichtigstes Werk, das alle schlicht als „Duden“ kennen und verwenden: Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 

Konrad Zuse war ein deutscher Bauingenieur, Erfinder und Unternehmer. Mit seiner Entwicklung der Z3 im Jahre 1941 baute Zuse den ersten funktionstüchtigen vollautomatischen, programmgesteuerten und frei programmierbaren, in binärer Gleitkommarechnung arbeitenden Rechner und somit den ersten funktionsfähigen Computer der Welt.. 1957 wurde der Firmensitz der 1949 in Neukirchen, Kreis Hünfeld, gegründeten Zuse KG zur Serienfertigung von Computern nach Bad Hersfeld verlegt. 

Durch seine Spezifizierung der Programmiersprache „Plankalkül“ entwarf K. Zuse die erste universelle Programmiersprache der Welt. 

 

Langsam wurden die Beine müde 2 Stunden war man schon unterwegs.

Eine Station stand noch auf dem Programm, bis dorthin ging es leicht bergab an der Streuobstwiese am Johannesberg vorbei.

Die Kreuzkapelle, deren Ruine heute zu sehen ist, wurde vermutlich vom Kloster Hersfeld auf dem Kreuzberg, einem germanischern Versammlungsplatz gebaut. Der Flurname „Thing“ weist noch auf diese Vergangenheit hin. Bei Ausgrabungen im Jahr 1937, legte man die Grundmauern der regelmäßig kreuzförmigen Kapelle frei. Die vier Arme enden mit halbrunden Apsiden und waren vermutlich oben mit Kalotten abgeschlossen. Im 14. Jahrhundert wurde die Kapelle um ein einschiffiges Langhaus mit Westturm erweitert und teilweise überbaut. Dabei wurden Teile der alten Kreuzkapelle weiter verwendet. So sieht man in den noch mehrere Meter hohen Mauerresten des Langhauses ein aus dem ganzen Stein gehauenes Rundbogenfenster, das man der alten Kreuzkapelle zuschreibt. Man datiert die Kreuzkapelle zwischen das 8. und 10. Jahrhundert.

Um die Kreuzkapelle befindet sich der alte Bergfriedhof des Dorfes. Heute sind auf dem Bergfriedhof noch Grabsteine aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu sehen. Weiterhin stehen hier zwei Gedenkstätten für die Gefallenen der Weltkriege und ein Gedenkstein an den Arzt und Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime, Dr. Georg Groscurth. Sein Gedenkstein wurde am Volkstrauertag 1980 eingeweiht.

 

Nach soviel Geschichte wartet im neuen Kirchenraum ein leckeres Kuchenbüffet und der Kaffee duftete. Eine lange Wanderung macht hungrig. Danke an die Haunecker Landfrauen auch an den Bürgermeister Preßmann der den Shuttle-Bus zur Verfügung stellte.

Gedicht von Martha Schüler

 

Der Frühling hat sich eingestellt.Wohlan wer will ihn seh´n,

der muss hinaus ins freie Feld, ins grüne Feld nun gehen.

Gestern Nachmittag ging ich hinaus in die Natur,

endlich hat es geregnet und das ist gut für unseren Flur.

Die Wiesen, der Wald und die Felder sehnten sich nach den Regentropfen und die Sonne strahlte ab und zu durch die Wolken. Unsere Erde braucht Regen für Mensch und für Tier.

Herrgott wir danken dir dafür.

Wir haben noch April und der macht bekanntlich, das war er will.

Ich ging durch die Wiesen und am Bach entlang,

die Veilchen dufteten am Wegesrand.

Die Vögel zwitscherten in den Hecken, am Himmelszelt zog ein roter Milan seine Bahn, er spähte nach Beute am Wegesrand.

Die Bäume fangen an zu sprießen,

Kirschen und Apfelbäume blühen auf den Wiesen.

In den Vorgärten sprießt und blüht es überall, Tulpen, Hyazinthen, Märzenbecher, Osterglocken ob groß oder klein,

auch blaues Vergißmeinicht blüht fein.

Stiefmütterchen, Gänseblümchen, Primeln blühen in Schalen und Trögen ein Gedicht.

Ich danke Gott für all diese Farbenpracht,

denn es hat uns auch den ersehnten Regen gebracht.

Drum frisch hinaus ins freie Feld ins grüne Feld hinaus,

der Frühling hat sich eingestellt wer bliebe da zu Haus.

Meine lieben Landfrauen, heute Morgen war ich doch leicht geschockt denn unsere Blumen trugen plötzlich einen weißen Rock.

An den Kirschen- und Apfelblüten flogen plötzlich auch keine Bienen,

wir Landfrauen wissen ja früher lag Ostern auch manchmal Schnee,

das ist für uns nichts Neues mehr.

Wir müssen alles hinnehmen wie es kommt und auf Gott vertrauen, denn es kommt wie es kommt und bitte nicht verzagen

auch wenn das Wetter uns schlägt auf den Magen.