11.10.1015 * Gutes für Leib und Seele beim Kreiserntedankfest

Freuen sich auf das erste Kreiserntedankfest: (von links) Landwirt Wilfried Frankfurth, Niko Hollstein und Theresa Möller von der Landjugend , der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Friedhelm Diegel, Thilo Frankfurth, Pfarrer Carsten Köthe, Kreisbauernverbands-Geschäftsführerin Anke Roß, Markus Menger aus Asmushausen, die Vorsitzende der Bezirkslandfrauen Rotenburg Gudrun Raschke, Asmushausens Ortsvorsteher Richard Berge, Dekanin Gisela Strohriegl, Kreislandwirt Horst Taube und Pfarrer Martin Schacht. Foto: Eisenberg

Wenn im Herbst die Ernte eingebracht ist, begehen Landwirte und Kirchengemeinden das Erntedankfest. Erstmals soll es in diesem Jahr eine landkreisweite Feier geben.

Zu diesem Kreiserntedankfest am Sonntag, 11. Oktober, laden der Kreisbauernverband Hersfeld-Rotenburg und die evangelischen Kirchen im Kreis in Zusammenarbeit mit den Bezirkslandfrauenvereinen Hersfeld und Rotenburg, der Dorfgemeinschaft Asmushausen und der Landjugendgruppe Altkreis Rotenburg. Die Idee zur kreisweiten Feier hatten der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Friedhelm Diegel, und Geschäftsführerin Anke Roß. In anderen Landkreisen sei ein gemeinsames Erntedankfest längst gute Tradition, berichtete Roß bei der Vorstellung des Programms auf dem Hof der Familie Frankfurth in Heinebach. Mit dem gemeinsamen Erntedankfest wolle man gleichermaßen die Landwirtsfamilien zusammenbringen und die Bevölkerung an das Thema Lebensmittelerzeugung heranführen.

Parallele Überlegungen

Parallel zu den Überlegungen des Kreisbauernverbandes habe die Dorfgemeinschaft des Bebraer Stadtteils Asmushausen anlässlich des 750-jährigen Dorfjubiläums ein Kartoffelfest geplant, berichtet Pfarrer Martin Schacht. Deshalb habe man sich kurzerhand zusammengetan. Von der ursprünglichen Idee, das Fest auf einem landwirtschaftlichen Betrieb auszurichten, sei man wegen der erwarteten hohen Besucherzahlen wieder abgerückt. Gefeiert wird deshalb auf dem DRLG-Gelände am Raiffeisenplatz in Asmushausen.

Ein gemeinsamer Gottesdienst beginnt um 11 Uhr mit dem Hereintragen der Erntekrone durch die Landjugend. Musikalisch begleitet wird der Festgottesdienst durch den Posaunenchor Solz sowie den Projektchor und die Flötengruppe Asmushausen. Ab 12.30 Uhr gibt es Kartoffelsuppe aus der Feldküche, Kartoffelsalat und Kartoffelwurst. Nachmittags spielt das Eisenbahner-Blasorchester Bebra. Die Landfrauen fahren ein Kuchenbüfett auf und die beteiligten Organisationen präsentieren sich und ihre Arbeit. Die Kollekte des Gottesdienstes ist bestimmt für die Tafelarbeit des diakonischen Zentrums Bebra. Mit dem Erlös der Speisen wird die Dorfgemeinschaft Asmushausen unterstützt.

 

Wenn der Auftakt in Asmushausen erfolgreich verläuft, soll das gemeinsame Erntedankfest in den kommenden Jahren jeweils in einem anderen Ort des Landkreises stattfinden – nach Möglichkeit jeweils wechselnd in den Kirchenkreisen Rotenburg und Hersfeld, erklärt die Rotenburger Dekanin Gisela Strohriegl.


Beim Säen und Ernten, beim Kaufen und Verbrauchen sollte man das Denken und das Danken nicht vergessen. Diese Erkenntnis stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes, mit dem das in Asmushausen erstmals gefeierte Kreiserntedankfest eröffnet wurde.

Bis auf den letzten Platz besetzt war das beheizte Festzelt, als die von Igor Karassik dirigierten Bläser des Posaunenchors Bebra/Solz das knapp zweistündige offizielle Zusammensein einleiteten. Sowohl Dekanin Gisela Strohriegl als auch Kreisbauernverbandsvorsitzender Friedhelm Diegel und Landrat Dr. Michael Koch dankten den Asmushäusern für ihre Gastfreundschaft. Koch erinnerte darüber hinaus an die nach den beiden Weltkriegen herrschende Not. Demgegenüber lebe man in Deutschland heute in einer Überflussgesellschaft, in der es fast schon normal sei, dass elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden. Das war auch Thema der von den Pfarrern Carsten Köthe und Martin Schacht gehaltenen Dialog-Predigt, in der sie das Danken als eigentlich völlig selbstverständliches "Atmen der Seele" bezeichneten. Recht schnell vertauschten sie ihren Talar allerdings mit Kochmütze und -schürze, um beim Kartoffelsuppe kochen in amüsanter Form zu erörtern, was die Landwirte das Jahr über bewegt hat und was man sich auch als Verbraucher vor Augen halten sollte: dass im Frühjahr zu wenig Gras gewachsen ist, dass der Milch- und der Schweinepreis immer neue Tiefststände erreicht hat, dass Familien in Existenznot geraten sind.

Das Erntedankfest sei aber auch Freudenfest, das den Hunger von Leib und Seele stillen solle, betonten die beiden Geistlichen, die von Gemeindemitgliedern und Vertretern des Kreisbauernverbandes, der Landfrauen und der Landjugend unterstützt wurden. Gemeinsam baten sie darum, dass genügend Nahrungsmittel zur Verfügung stehen und gerecht verteilt werden und der Mut aufgebracht wird, um die Schöpfung auch für zukünftige Generationen zu bewahren. 

Für ausgezeichnete musikalische Umrahmung sorgten neben dem Posaunenchor Bebra/Solz, der vom Saxofonisten Thomas Heid unterstützte Projektchor und der Flötenkreis des Jubiläumsdorfes. Die Asmushäuser mit Ortsvorsteher Richard Berge versorgten die Besucher vorbildlich mit Kartoffelsuppe, -salat und -wurst. Beim von der Landjugend am Computer ermittelten "Erntekönig 2015" konnten sich Simon Kirchner, Micha Sandrock und André Schäfer durchsetzen. Sie mussten am Landwirtschaftssimulator auf Zeit ernten.

Von Wilfried Apel/HNA