Bezirksvorsitzenden-Arbeitstagung                                                                  17.+18.4.2015 in Friedrichsdorf


Landfrauen mischen sich ein und packen mit an                  Vertreterinnen-Versammlung                                               5.11.2015 in Florstadt

Die Delegierten der 40 Bezirkslandfrauenvereine aus ganz Hessen trafen sich am vergangenen Donnerstag zur Vertreterinnen-Versammlung des Landfrauenverbandes Hessen (LFV) in Florstadt, um neben dem Jahres- und Finanzbericht auch aktuelle verbandsinterne und gesellschaftspolitische Themen zu behandeln.

 

Es geht nur Hand in Hand. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit“, resümierte Hildegard Schuster, Präsidentin des LFV, nach den Grußworten von Carolin Hecker, Vorsitzende der Hessischen Landjugend, und Armin Müller, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes. Carolin Hecker betonte, Landfrauen seien Vorbilder und Mentoren für die Ehrenamtlichen der Landjugend. Auch für die Landjugend gelte es, junge Ehrenamtliche zu gewinnen, um verbandsübergreifend eine langfristige Nachwuchsförderung zu erreichen.

  

Hildegard Schuster stellte den Jahresbericht des LFV in seiner neuen Form vor. Zum ersten Mal wurde der Jahresbericht unter dem Titel „LandFrauenPost“ veröffentlicht. Er wurde in großer Stückzahl gedruckt, damit jedes Mitglied den Jahresbericht erhalten kann. Ziel ist, alle Mitglieder auf diesem Weg über die Aktivitäten des Landesverbandes zu informieren und so mehr Transparenz zu schaffen. In ihrem Rückblick auf das vergangene Jahr hob die Präsidentin unter anderem die Arbeit des Landesverbandes zu aktuellen Verbraucherthemen hervor, so das Engagement des Landesverbandes bei der Sonderschau „Der Natur auf der Spur“ im Rahmen des Hessentags sowie die Auseinandersetzung mit dem Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP. Um seiner Forderung nach mehr Transparenz der TTIP-Verhandlungen mehr Gewicht zu verleihen, hatte der Landfrauenverband Hessen eine Unterschriftenaktion durchgeführt und die gesammelten Unterschriften anlässlich des Landfrauentages zum Hessentag Lucia Puttrich, Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten übergeben.

Auch zukünftig soll – ganz im Sinne des Slogans des LFV „Miteinander mehr erreichen“ – gemeinsam viel erreicht werden. So möchte sich der LFV weiterhin gemeinsam mit dem neu gewählten Bundesvorstand des Deutschen Landfrauenverbandes (dlv) in Sachen Chancengerechtigkeit für Frauen einsetzen. „Unsere jungen Frauen brauchen jetzt unsere Kraft in Gesellschaft und Politik: Für Sie, für Ihre Kinder und jungen Familien zu kämpfen und Sie im Alltag zu stärken, um Familie und Beruf gut zu vereinbaren“, rief Hildegard Schuster den rund 400 Landfrauen aus ganz Hessen zu. Auch im Hinblick auf ein Schulfach Alltagskompetenz und Ernährungs- und Verbraucherkunde an Schulen sowie für die Initiative „Bauernhof als Klassenzimmer“ möchte sich der LFV weiterhin stark machen.

 

Offener und fairer Umgang im Miteinander

 

Hildegard Schuster betonte, es sei wichtig, dass sich die Landfrauen in die gesellschaftlichen Diskussionen einmischen, auch in Sachen Flüchtlingspolitik. „Landfrauen mischen sich ein und packen mit an, ob als Lesepaten oder konkret bei der alltäglichen Hilfe vor Ort. Die vielen Initiativen, die Landfrauen in diesen Tagen auf die Beine stellen, sind beispielgebend“, lobte die LFV-Präsidentin anerkennend. Dieses vielfältige Engagement zeichne Landfrauen aus, betonte Schuster. Gerade das Vereinsleben biete den neu Zugezogenen einen Zugang zur öffentlichen Gemeinschaft.

Ein besonderes Anliegen war es Hildegard Schuster, zu einem offenen und fairen Umgang miteinander aufzurufen, um ein konstruktives und freundliches Vereinsklima zu schaffen. „Ein gutes Vereinsklima, geprägt von Achtsamkeit und der Wertschätzung jeder Landfrau gegenüber, gibt uns selbst Freude und Kraft. Seien Sie alle stolz: Wir sind die Landfrauen!“ Sie versicherte, dass sie auch in der zweiten Halbzeit ihrer Amtszeit weiterhin zusammen mit allen Landfrauen kämpfen werde und bedankte sich herzlich für die Arbeit, die die Frauen in den Bezirks- und Ortslandfrauenvereinen leisten.

 

Wertschätzung für Produkte

 

Zum Thema „Was ist „saubere Kleidung?“ sprach Ingeborg Pujiula, FEMNET. Sie informierte ausführlich über die desolaten Arbeitsbedingungen in der globalen Bekleidungsindustrie. Arbeitszeiten von bis zu 100 Stunden pro Woche, das heißt 12 bis 14 Stunden an 6 bis 7 Tagen wöchentlich, abgesperrte Türen und das Verbot während der Arbeitszeit zur Toilette zu gehen, seien keine Seltenheit, so Pujiula. Sie führte aus, welche Forderungen an Unternehmen und Politik zu richten seien und welchen Einfluss Verbraucher haben. „Jeder Deutsche kauft rund 60 Kleidungsstücke oder Schuhe im Jahr. Nur 40 Prozent davon werden getragen, 60 Prozent landen gleich in der Mülltonne.“ Ähnlich wie bei Lebensmitteln sei festzustellen, dass Verbraucher den Produkten und der Arbeit, die dahinter stehe, eine geringe Wertschätzung entgegenbrächten. Abschließend stellte Pujiula die Siegel vor, die dem Verbraucher helfen können, öko-faire und sozial-faire Kleidung zu identifizieren.

 

Landfrauen unterwegs als Equal-Pay-Beraterin

 

Hildegard Krauß, Equal-Pay-Beraterin aus Rheinland-Pfalz und damit Botschafterin für Entgeltgleichheit, stellte das Pilotprojekt des dlv „Qualifizierung regionaler Equal-Pay-Beraterinnen“ vor. In Deutschland erhalten Frauen durchschnittlich 22 Prozent weniger Lohn je Arbeitsstunde als Männer – im ländlichen Raum sind die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede meist noch ausgeprägter. Um die Entgeltungleichheit bewusst zu machen und über ihre Ursachen und die Folgen für Frauen und Familien aufzuklären, wurden im Rahmen des Projektes Landfrauen zu Equal-Pay-Beraterinnen ausgebildet.

 

Urkunden und Ehrungen verliehen

Den Landfrauen-Vereinsführerschein sowie den Kompetenznachweis des Landes Hessen erhielten Renate Storch (Bezirksverein Fulda) und Brigitte Weitz (Bezirksverein Bad Hersfeld). Durch die Teilnahme an Schulungen im Bereich Rhetorik, Vereinsführung, Mitgliederwerbung und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie einem praktischen Engagement im Landfrauenverein von circa 80 Stunden hatten sie sich qualifiziert. Ursula Pöhlig, 2. stellvertretende Vorsitzende, überreichte die Zertifikate und rief die Landfrauen dazu auf, diese Qualifizierungsangebote zu nutzen und damit wichtiges Handwerkszeug für ihr Engagement im Landfrauenverein zu erlangen.

Für ihr Engagement und ihren Einsatz für die Frauen und ihre Familien im ländlichen Raum erhielten Isolde Kammer und Gisela Reif die Ehrenurkunde des Landfrauenverbandes Hessen sowie die Silberne Biene mit Landeswappen. Im Namen aller hessischen Landfrauen dankte Hildegard Schuster den beiden Landfrauen des Bezirkslandfrauenvereins Gießen und gratulierte herzlich. Als ganz besonderen Ehrengast begrüßte Hildegard Schuster Else Kranz. Sie nutzte die Gelegenheit, der Präsidentin des LFV in den Jahren 1987 bis 1993 im Rahmen des höchsten Gremiums des Landfrauenverbandes nachträglich zu ihrem 85. Geburtstag zu gratulieren, den sie am 16. Mai gefeiert hatte. „In den 80er Jahren, in Ihrer Zeit als unsere Präsidentin, haben Sie unseren Verband gut aufgestellt. Davon profitieren wir noch heute. Ein herzliches Dankeschön für Ihren unermüdlichen und starken Einsatz“, würdigte Schuster die Arbeit der ehemaligen Präsidentin, die das Geschehen im Verband nach wie vor verfolgt und begleitet.

 

Gudrun Stumpf, 1. stellvertretende Vorsitzende, bedankte sich bei allen Landfrauen und Mitwirkenden, die zum Gelingen der Vertreterinnen-Versammlung beigetragen hatten und lud zu aktuellen Veranstaltungen wie beispielsweise dem 5. Tag der Landwirtschaft in Mittelhessen am 18. November ein.


 

Miteinander erreichen wir mehr

Weihnachtsbrief 2015 der Präsidentin des LFV Hessen

 

Liebe Landfrauen,

ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Miteinander haben wir manche Schwierigkeiten gut gemeistert und schöne Feste miteinander gefeiert. Sie alle haben dazu beigetragen, dass dies gelungen ist.

Ich bin immer wieder aufs Neue begeistert von unserer bunten, fröhlichen Landfrauengemeinschaft. Es ist wunderbar, zu erfahren und zu sehen, was Frauen mit viel Herzblut erreichen können, wenn sie selbstbestimmt etwas in die Hand nehmen. Ehrenamtliche Tätigkeit kann viel bewirken für alle, ehrenamtliche Tätigkeit ist aber auch eine Bereicherung und bringt Gewinn für das eigene Leben. Wir können stolz sein auf unseren Verband.

Für Ihren Einsatz und für Ihre Arbeit in unserem Verband – ganz gleich an welcher Stelle – möchte ich Ihnen allen herzlich danken.

Auch im neuen Jahr warten auf uns große Herausforderungen. Und nur miteinander werden wir sie meistern!

Eine Herausforderung des neuen Jahres ist es, mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der landwirtschaftlichen Betriebe beizutragen. Sie hat sich im zu Ende gehenden Jahr massiv verschlechtert. Ein Rückgang der Erlöse von bis zu 30 Prozent und mehr ist festzustellen.

Wir Landfrauen wissen, dass unsere landwirtschaftlichen Betriebe die Ernährung unserer Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln sichern. Mehr denn je sind wir daher gefordert, zu tun, was wir auch in der Vergangenheit schon immer getan haben: Verbraucherinnen und Verbraucher über unsere hochwertigen Lebensmittel und wie sie angebaut werden zu informieren. Denn, so meine ich, die Verbraucherinnen und Verbraucher haben hier eine besondere Verantwortung: Mit ihrer Kaufentscheidung tragen sie ganz entscheidend dazu bei, welche Erlöse für die Lebensmittel erzielt werden. Als Verband, dem sowohl Erzeugerinnen als auch Verbraucherinnen angehören, haben wir dazu eine einzigartige Möglichkeit. Wenn wir es nicht tun, wer sollte es dann tun? Wir Landfrauen sind Botschafterinnen für Lebensmittel, die hochwertigen Erzeugnisse unserer Landwirtschaft!

Gemeinsame Interessensvertretung

Sie, liebe Bäuerinnen, laden wir im neuen Jahr ein zum Mitmachen, Mitreden und Miteinander mehr erreichen! Nutzen Sie die Möglichkeiten zur Fortbildung, die wir Ihnen bieten! Bringen Sie sich mit Ihren Anliegen und Anregungen in den Gesprächsrunden ein, damit wir Ihre Interessen vertreten können. Wir setzen uns in den politischen Gremien und in der Öffentlichkeit für Ihre Belange ein und weisen auf die fehlende gesellschaftliche Anerkennung Ihrer Arbeit hin. Unterstützen Sie unsere Arbeit durch Ihre Mitgliedschaft und Ihr Mitwirken in unserem Verband!  Die größte Herausforderung im nächsten, aber auch in den folgenden Jahren ist die große Zahl der Menschen, die vor Verfolgung und Gewalt in ihrer Heimat geflohen sind und hier bei uns auf eine neue Zukunft hoffen.

 

Gegenseitiger Respekt

Flüchtlinge und Vertriebene haben schon immer Zuflucht bei uns gefunden. Auch wenn bei vielen Ängste aufkommen, auch wenn wir alle wissen, dass die weitere Hilfe anstrengend wird, ich bin sicher: Auf der Grundlage unserer freiheitlich demokratische Grundordnung ist unsere Gesellschaft stark genug, auch heute fremde Menschen aufzunehmen.

Und auch hier gilt, wenn wir uns bei dieser lawinenartigen gesellschaftlichen Herausforderung vor Ort nicht einbringen, wer dann? Bieten nicht gerade unsere Landfrauenvereine zugezogenen Frauen einen Zugang zur örtlichen Gemeinschaft? Seit der Gründung unserer Bewegung vor über 100 Jahren machen wir Landfrauen uns stark für Mädchen und Frauen, für Familien auf dem Land und in der Stadt und setzen uns für chancengerechte Lebensbedingungen ein. Wir müssen uns auch für chancengerechte Lebensbedingungen für diejenigen einsetzen, die bei uns Zuflucht suchen. Es wird nur miteinander gelingen, Hand in Hand!

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen einige Menschen Mauern, andere Windmühlen“, sagt ein chinesisches Sprichwort. Ich bitte Sie herzlich: Lassen Sie uns Windmühlen bauen, das heißt offen sein im Umgang, in der Begegnung mit anderen Menschen, ihnen Respekt und Anerkennung entgegenbringen, lassen Sie uns anpacken und Verantwortung übernehmen bei den alltäglichen Hilfen vor Ort!

Und nicht zuletzt ist und bleibt es eine Herausforderung, unseren Verband zukunftsfähig zu machen. Es gilt, der Öffentlichkeit zu zeigen, wer wir Landfrauen sind, was wir tun und für was wir uns einsetzen, wo wir Verantwortung übernehmen. Neue Mitstreiterinnen zu gewinnen, ist eine ebenso wichtige Aufgabe wie Freunde und Unterstützer für unsere Arbeit zu finden. Lassen Sie uns allen zeigen, wo wir „mitmachen, mitreden, miteinander mehr erreichen!“ Und lassen Sie uns in unserem Verband die Strukturen – in der Organisation und in der Kommunikation – schaffen, dass es auch gelingt. Und vor allem: Lassen Sie uns durch einen guten Umgang miteinander dafür sorgen, dass wir Freude haben in und an unserer großen Gemeinschaft!

Viele von uns haben sich für das neue Jahr etwas Besonderes vorgenommen. Die Liste der guten Vorsätze ist am Jahresanfang lang. Wir wissen nur allzu gut, dass mancher Vorsatz bereits am 3. Januar vergessen ist. Da tut es gut, dass wir im Rückblick erkennen, dass trotz alledem viele Vorsätze und Vorhaben in die Tat umgesetzt werden konnten, und das wird uns gemeinsam auch 2016 gelingen.

Auf unsere gemeinsame Arbeit, auf Gespräche und viele Begegnungen freue ich mich: Wir sind die Landfrauen und darauf können wir auch stolz sein!

Ihnen allen und Ihren Familie wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr!

 

Ihre Präsidentin Hildegard Schuster – LW 52/2015